Marcel Walldorf
Objekt / Nobody’s Perfect, 2021, Taxidermie-Pferdekopf, Silikon, 95 x 35 x 85 cm, Privatsammlung, Leipzig Foto: Marcel Walldorf, Frankfurt/M.
Objekt / Carpe Diem, 2022, Polyurethan, Farbe, Maße: lebensgroß, Courtesy the artist, Foto: Niko Neuwirth, Frankfurt/M.
(Geboren 1983 in Friedberg/Hessen, lebt und arbeitet in Frankfurt am Main) studierte
Visuelle Kommunikation, Zeichnung und Bildhauerei an Hochschule für Gestaltung Offenbach am Main und an der Hochschule für Bildende Künste Dresden. Er ist Meisterschüler von Eberhard Bosslet.
Gemeinsam mit Anna Nero und Robert Schittko betreibt Marcel Walldorf seit 2023 die Ausstellungsplattform MARS in Frankfurt am Main.
https://www.instagram.com/marcelwalldorf
Marcel Walldorf ist Bildhauer und interessiert sich für sozial- und gesellschaftlich relevante Themen, die er zumeist plastisch realistisch und gegenständlich behandelt. Neben hyperrealistischen Nachbildungen von menschlichen Körperteilen arbeitet Marcel Walldorf häufig mit präparierten Tieren, ohne die Würde der Kreatur zu verletzen. Bevorzugt in fröhlicher Verrückung von Konventionen, anschaulich und präzise.
Die Suche nach dem Wesen des Animalischen ist stets auch ein Spiegel des Menschlichen, samt allen Projektionen von geliebten Eigenschaften und dunklen Ängsten, wie sie über Märchen und Sagen vermittelt werden. So fremd uns Tiere sind, so nah sind sie uns auch: Aller Entfremdung vom eigenen Ursprung zum Trotz erkennt der Mensch im Tier insgeheim sich selbst.
In seinem aus mehreren Tier-Stücken bestehenden Ausstellungsbeitrag stellt Marcel Walldorf mit einem Zwinkern inhaltliche Verbindungen zu Reitpferden und Katzen, zur herrschaftlichen Jagd und ihren Trophäen her. Walldorf vergeistigt Leidenschaften und berichtigt Gefühle. Er wittert ungewöhnliche Begebenheiten und nimmt spurenlesend Fährte auf. In seiner Kunst zeigt er Herz für die tierischen Hausgenossen des Menschen, für Mäusejäger, possierliche Schoß- und Schmusetiere und für vierbeinige Kreaturen mit Beschützerinstinkt. Es ist weniger die ungezähmte Animalität, der er sein Interesse schenkt als vielmehr der unerwartete Zwischenfall, mit der ein Tier gegen gutbürgerliche Gepflogenheiten verstößt. Gleichzeitig mit der Denaturiertheit der Domestikation von Natürlichem scheint hier bildlich etwas vom Fragwürdigen, Zweifelhaften am Prozess der Zivilisation auf.