Szymon Kobylarz
Henryk Pobożny, 2014, Harzguß, 30 x 20 x 23 cm, Courtesy the artist,
Foto: Małgorzata Kujda, Wrocław
(Geboren 1981 in Świętochłowice, Schlesien, lebt und arbeitet in Kraków) studierte von 1996 bis 2001 am Liceum Sztuk Plastycznych, Katowice und von 2002 bis 2007 an der Akademie der Bildenden Künste, Katowice. 2015 erwarb er seinen Ph.D. ebenda.
https://www.szymonkobylarz.com
Die Skulptur „Henryk Pobożny“ („Heinrich der Fromme“) des polnischen Künstlers Szymon Kobylarz ist ein Porträt von Heinrich II. dem Frommen von Schlesien, Krakau und Großpolen (1238-1241). Dieser Herrscher gehörte der ältesten polnischen Dynastie an, dem Geschlecht der Piasten, die die Geschichte Polens und Mitteleuropas entscheidend mitgeprägt haben und zu den bedeutendsten Dynastien Europas zählen. Historischen Legenden zufolge wurde sein Leichnam in der St.-Vinzenz- und St.-Jakobs-Kirche in Breslau (Wrocław) ohne seinen Kopf begraben. 1241, in der Schlacht bei Liegnitz, hatten die siegreichen Mongolen Heinrich II. im Kampf geköpft.
Im Jahr 1941 wurde der Leichnam Heinrichs II. von Vertretern der deutschen Gewaltherrschaft exhumiert, um seine arische Abstammung zu bestätigen; danach wurden die Überreste nie mehr gefunden.
Szymon Kobylarz hat den Kopf des Piastenfürsten auf der Grundlage anatomischer Beschreibungen des arischen Gesichtstyps nachmodelliert, also so, wie die Nazis ihn gerne gesehen hätten. Kobylarz konfrontiert uns also mit der ahistorischen und ideologisch bestimmten Praxis der nazistischen Rasseforscher und fordert unser Umdenken heraus.
Das Werk von Szymon Kobylarz berührt direkt das Kapitel deutsch-polnischer Spannungen, oder besser gesagt "Verspannungen", die ein komplexes Thema darstellen, das sich auf verschiedene Bereiche erstreckt. Im Kern geht es um historische Verpflichtungen, Differenzen in der Wahrnehmung von Vergangenheit und Gegenwart sowie politische und wirtschaftliche Interessen, die nicht selten zu Meinungsverschiedenheiten geführt haben und immer noch führen.