Katrin Plavčak

 Teppichland. Bildskulptur aus 2 Holzplatten, jeweils beidseitig bemalt, 2019,
Aus der Serie: ALIEN. NATION, Öl auf Pappelholz, 250 x 180 x 1 cm
Courtesy Galerie Charim, Wien
Foto: Markus Gradwohl, Wien

(Geboren 1970 in Gütersloh, aufgewachsen in Zeltweg, Österreich, lebt und arbeitet in Wien) studierte an der Bundesakademie für Sozialarbeit, Wien (1995 Abschluss mit dem Diplom) und an der Akademie der bildenden Künste Wien in der Meisterklasse von Wolfgang Hollegha und Sue Williams (1999 Abschluss mit dem Diplom).

Sie gehörte zu den Bands Blendwerk (Wien) und Erste Stufe Haifisch (Berlin). Mit Nicholas Hoffman und Hari Ganglberger gründete sie das Trio Kinky Muppet. Außerdem war sie Teil des Duos M.O.G. (Mothers of God) mit Ulrika Segerberg, das mit Nähmaschinen, Kontaktmikrofonen, Loopern und Stimmen improvisiert.

Von 2012 bis 2014 zählte sie zur feministischen Künstlerinnengruppe ff und baute zusammen mit Caro Bittermann und Claudia Zweifel die Website >www.thehistoryofpaintingrevisited.weebly.com< auf - ein wachsendes Archiv, das Malerinnen aus der Kunstgeschichte dokumentiert. Seit Oktober 2022 ist sie Professorin für Malerei und Zeichnung an der abk - Staatliche Akademie der Bildenden Künste Stuttgart.

https://katrinplavcak.net
 

Bei den sogenannten „Bildskulpturen” von Katrin Plavčak handelt es sich um Malereien auf großen Holzplatten, die, beidseitig bemalt und im rechten Winkel mittig ineinandergesteckt, aufrecht im Raum stehen. Die Künstlerin überrascht ihr Publikum mit ziemlich offensiven, in der Motivik hintersinnigen Statements. Gesellschaftskritik und Narreteien fallen bildlich in eins. Gerade weil die Bilder nicht museal an der Wand hängen, sondern Raum einnehmen wie pseudo-agitatorische Stellwände, entfalten sie eine popkulturelle Dringlichkeit.

Die Bildskulptur „Erdbeerland / Muppetland / + / Teppichland / Tabacco-Land“ aus der Serie „Alien Nation“ nimmt auf die Vorstellung Bezug, dass ein Land nicht nur an territorialen Grenzen festzumachen ist, sondern auch an den Menschen, die es bewohnen, und an der Kultur, die dort existiert. Eine andere Interpretation wäre, dass man die Grenzen zwischen Ländern nicht verbarrikadieren, sondern Möglichkeiten für einen offenen und flexiblen zwischenmenschlichen Austausch Gutwilliger schaffen sollte. Alf als Alien und das Floss der Medusa als Sinnbild für Migration, Flucht und Vertreibung mögen mancher Besucherin vielleicht als Angriff auf die Retina vorkommen, dabei sind diese Werke inhaltlich komplex und alles andere als plakativ.

Die Werkgruppe „Alexa / Digital Traffic / AI / + / War Zone / Arbeitsloser“ aus der Serie „Digital Blood“ entstand im Rahmen der Elektro-Operette gleichen Serientitels und atmet Lässigkeit bei der Überblendung von Analogem und Digitalem. Katrin Plavčak ist auch Komponistin und Musikerin. Sie singt, spielt Gitarre, arrangiert, schreibt Texte und Lieder und folgt dabei einem Wahlspruch Frank Zappas: „Music, in performance, is a type of sculpture. The air in the performance is sculpted into something.“

Das Sandbox-Computerspiel „Minecraft“ inspirierte das Bild „Arbeitsloser“. „War Zone“ beschreibt eine Kriegsführung, in der die Steuerung der Waffen und Drohnen von einem weit entfernten Ort aus wie ein Computerspiel erfolgt. Offenkundig hat die Künstlerin keine Angst vor heißen Themen.