Frank Seidel
(Geboren 1959 in Berlin/DDR, lebt und arbeitet in Berlin) begann seine künstlerische Laufbahn 1976 durch autodidaktische Hinwendung zur Bildhauerei und Malerei. Von 1980 bis 1982 absolvierte er ein Abendstudium der Bildhauerei an der Kunsthochschule Berlin Weißensee. Seit 1984 arbeitet er freischaffend.
Die in die Ausstellung integrierten Bilder von Frank Seidel entstanden 2015. Ein Jahr zuvor hatte Russland sich die Krim einverleibt. Die Titel „Großer Vaterländischer Krieg“ und „Zurück auf Start“ lassen Rückschlüsse auf Feindbilder und Propaganda zu, ohne die Umstände genauer zu bezeichnen. Eine Ansammlung von Totenköpfen vor düsterem Hintergrund symbolisiert höllisches Verderben und drückt Verlorenheitsgefühle aus.
Mittels einer Mischung aus traumatischer Erlebnisschilderung und galaktisch anmutenden Erklärmodellen schafft Frank Seidel es, sein Publikum in eine Stimmung irrender Ratlosigkeit hineinzuziehen. Von Bild zu Bild steigert der Künstler sich hinein in sichtbare Metaphern existentiellen Verklingens. Farbschicht für Farbschicht wächst ein Sinnbild ausgemalter tragischer Geschichtsverläufe in mehreren Kapiteln.
Die Bildklimata werden erzeugt von dunklen Farbtönen, die durch Schwarz wie unter Jenseitsverkündigungen kontrastiert werden.
Den Übergang von einer Welt in eine andere vermag man aber auch als konzentrierten Stillemoment eines Astronauten beim Blick auf Ufos durch ein Zeitfenster vor dem Erreichen einer anderen Welt interpretieren. Vieles lässt sich da herauslesen.
Wie von Planetenwinden angetrieben rauscht Frank Seidel durch Spirituelles und Mysterienkultiges. Immer gestützt von der Materialität der Farbe. Dieser Künstler malt tatsächlich handgreiflich. Er illustriert nicht. Die Disposition der Kräfte erwächst unmittelbar aus den Energiefeldern des Materials. Seine Bilder kann man körperlich spüren, nicht zuletzt deshalb, weil der Künstler seit 1982 ein umfangreiches plastisches Werk geschaffen hat. Die Objekte „Engel“, „Schlaf gut“ und „Vorgarten (Chucky)“ verkörpern die gruselige Basis-Ebene von Realität. Sie sind Grabbekrönungen und Wächterfiguren an den Eingängen in die Ausweglosigkeit.