Bertram Hasenauer
(Geboren 1970 in Saalfelden am Steinernen Meer, lebt und arbeitet in Berlin) studierte
von 1992 bis 1997 an der Akademie der Bildenden Künste, Wien, von 1996 bis 1997 im Rahmen eines Erasmus-Austauschprogramms an der Universität der Künste, Berlin und von 1997 bis 1998 am Central Saint Martins College of Art & Design, London, das er mit einem MA Fine Art abschloss.
http://www.bertramhasenauer.com
Erscheinen die Figuren in den Bildern dieses Bild-Magiers oder verschwinden sie?
Bertram Hasenauer ist ein Meister glücklich erfolgreicher Verunklärung, obwohl seine Porträts, diese akribisch korrekt und mit peinlicher Genauigkeit und Aufmerksamkeit für Details gearbeiteten Kopfstücke der Sorgfalt wie des Entzugs uns klar vor Augen stehen.
Der Gegensatz von „Genauigkeit und Seele“ bildet ein zentrales Motiv des Romans „Der Mann ohne Eigenschaften“ von Robert Musil und stellt für ihn zugleich ein Hauptcharakteristikum der Moderne dar. Die Entdeckungen und Erklärungen der exakten Wissenschaften beschrieben die Welt als von Naturgesetzen bestimmt und in Formeln berechenbar. Andererseits konnten sie die Phänomene des Gefühl- und Seelenlebens nicht annähernd mit der gleichen Strenge darstellen, geschweige denn erklären. Dass es für die Emotionen keine ehernen, ausnahmslosen Gesetze gleich denen der Physik geben kann, ist eine Grunderfahrung, die der Romanprotagonist Musils und der Maler Bertram Hasenauer teilen. Als ganz im kollektiven Überbewusstsein unserer Zeit, in digitaler Selbstinszenierung und Hyperindividualisierung stehend, denkt der Künstler freilich die heutigen Widersprüchlichkeiten zwischen Exaktheit und den Verfälschungen der Wahrheit durch Fake-Argumentation und modifizierte, modulierte und verzerrte Beweisverfahren mit.
Das Abenteuer seiner Malerei beginnt dort, wo es diesem Ausnahmekünstler gelingt, mit seiner figürlichen und zugleich abstrahierenden Malerei, die der visuellen Grammatik der Gegenwart irritierend contemporary folgt, das Austreiben von Seele aus dem Feld zivilisatorischen Handelns in stillgestellten Momentaufnahmen festzuschreiben.
Das dunklere Porträt Hasenauers in der Ausstellung beschützt in einer gewissen Art das hellere Porträt, es animiert Bewusstseinsklarheit und scharfsinnige Kommunikation, es ermuntert dazu, sich des allgemeinen Seelenverlusts gewahr zu werden und nach einem Dialog mit einem Gegenüber zu streben - in konzentrierter Zuversicht.